Humor bei Krebs – Tabubruch oder Therapie?

Shownotes

Humor ist sicher eine der Ressourcen, die auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, wenn es um ernste Krankheiten wie Krebs geht. Alexander und seine Gesprächspartner (Betroffene, ein Arzt und ein Psychoonkologe, der selbst Krebs hatte) teilen ganz persönliche Perspektiven dazu, wie Humor den Umgang mit Krebs beeinflussen kann. Sie erzählen, wie sie mit schwarzem Humor, kleinen Alltagswitzen oder Situationskomik ihr Leben mit der Diagnose meistern, schwere Momente auflockern und sogar schwierige Gespräche mit dem Umfeld entspannen.

Im Gespräch mit Martin (Morbus Waldenström), Martin (Prostatakrebs), Stephan (Hodenkrebs), Michael (Prostatakrebs), Carsten Witte (Psychoonkologe, Krebs-Langzeitüberlebender, metastasierter Knochenkrebs), Prof. Fritz Stiefel (Leiter Psychosomatischer Dienst, Universitätsspital Lausanne, Faculty of Biology and Medicine, Université de Lausanne, Schweiz) und Jürgen (Prostatakrebs). Plus: Statusupdate von Christian (Hodenkrebs, Prostatakrebs, Mundrachenkrebs).

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Quellen und Links:

Folgenhinweis:

Sound Design: Happy House Media, Asta Krejci-Sebesta, Tatjana Lukáš; Musik/Signation: BalloonPlanet – Cool My Bass; Titelsprecher: Stephan Andrejs; Cover: Studio Mana, Romana Reisenberger; Foto: Franzi Kreis

Gefördert durch die Wirtschaftsagentur Wien. Ein Fonds der Stadt Wien. Realisiert in redaktioneller Unabhängigkeit.

Die Inhalte dieses Podcasts ersetzen keine ärztliche Beratung oder Behandlung. Sie geben persönliche Erfahrungen von Betroffenen wieder und sollen zum Nachdenken anregen, Orientierung bieten und Gespräche ermöglichen. Kläre gesundheitliche Fragen immer mit deinem ärztlichen Team.

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00:00:00: Manche bedienen sich an der Tulpe, manche bedienen sich an der Rosung.

00:00:02: Für manche ist das Werkzeughumor nicht der Fall, sondern für manche ist es trauer, für manche ist es Familie, für manche ist es Spiritualität.

00:00:10: Und manche nimmt sich halt ein bisschen von allem so raus und ist doch völlig okay.

00:00:28: Wir kommen.

00:00:28: Was tut man mit Krebs?

00:00:30: Was hilft, was hilft nicht?

00:00:32: Und wie könnte es besser sein?

00:00:33: Darum geht's in diesem Podcast.

00:00:35: Lachen sei gesund, wird immer gesagt.

00:00:38: Das hast du sicher auch schon gehört.

00:00:40: Rund dreihundert Muskeln würden für ein herzhaftes Lachen angespannt.

00:00:44: Lachen soll bei Herzinfarkt-Patienten den Blutdruck verringern.

00:00:48: Es bringt wohlbefinden, weil der Körper mit dem Lachen-Glückshormone diese Endorphine produziert.

00:00:54: Und parallel dazu wird auch das Stresshormon Adrenalin im Körper unterdrückt.

00:00:59: Und das Immunsystem bildet Antikörper.

00:01:02: Lachen scheint also gesundheitlich sehr sinnvoll zu sein.

00:01:06: Aber ist es das auch in einer Krankheitssituation, so wie bei Krebs?

00:01:11: Ist da Lachen angebracht?

00:01:14: In dieser Folge frage ich meine Gäste dazu.

00:01:17: Der erste ist Martin.

00:01:19: Er hat Morbus Waldens dröm.

00:01:21: Wie stehst du zu Humor?

00:01:23: Ich bin eher in der Richtung Montebreiten unterwegs, ein tiefer englischer

00:01:28: Humor.

00:01:29: Schwarzer

00:01:30: Humor.

00:01:33: Meine Witze sind zeitwillig nicht ganz astrein, aber das wissen die Leute, die was wir kennen.

00:01:41: Das sind so Jokes, die was ich dann halt mache.

00:01:44: Also das sind keine Witze Erzählungen, sondern so ein kleines Witzchen.

00:01:48: Und ja, das ist eine Chance, wenn ich erst mal, wenn dann, das ist jetzt ernst, dann seh ich schon, wie man grinsen darf, Martin, nicht schon wieder, dass mir rein gelegt.

00:01:58: Das heißt, du hast über den Krebs dann auch schon Witze gemacht?

00:02:00: Ja,

00:02:01: aber ich kann mich nicht mehr reden, weil das waren irgendwelche ironisch meinten Sachen.

00:02:07: Das heißt, es macht auch nichts, wenn jemand andere jetzt über Krebswitze macht.

00:02:11: Na,

00:02:11: wenn du einen guten Krebswitz kennst, sag zu ihm.

00:02:16: Ich kenne keinen guten Krebswitz.

00:02:19: Eigentlich kenne ich gar keine Krebswitze.

00:02:21: Kennst du einen?

00:02:22: Schreib es mir in die Kommentare oder per E-Mail.

00:02:26: Was ich aber schon kenne, ist Situationskomik.

00:02:30: Die habe ich damals bei meiner Knochenmetersdase selbst angewandt.

00:02:34: Meine rechte Schulter war ja ruhig gestellt, da sagte ich dann immer, das mache ich mit links.

00:02:40: Oder als mir wegen der Chemo die Haare ausgefallen sind, zeigte ich dann, naja, das Gute daran ist, ich spare mir den Friseur.

00:02:47: Vielleicht sollte ich meinen nächsten Gast nach einem Krebswitz fragen.

00:02:52: Auch ein Martin, er hatte aber Prosta der Krebs.

00:02:56: Kennst du irgendeinen Krebswitz?

00:02:59: Ein Krebswitz?

00:03:02: Oder

00:03:02: würdest du ein Krebswitz erzählen?

00:03:04: Also ich würde keiner erzählen, ich finde es eigentlich geschmacklos, aber ich glaube, ich würde drüber lochen kennen.

00:03:11: Es folgt mir jetzt keiner ein und wahrscheinlich traut sich momentan auch keiner mal an zu dazönen.

00:03:18: Aber ja, wenn Witze haben halt oft was geschmackloses und über, sagen wir mal... sind da besonders lustig, wenn sie irgendeine Linie überschreiten.

00:03:34: Das ist schon eine sehr deftige Linie.

00:03:38: Und über das Thema macht man keine Witz.

00:03:41: Also ich würde niemals an der Zöhn.

00:03:45: Wenn wir an der Zöhn werden, würde ich mir was denken dabei.

00:03:48: Und wahrscheinlich trotzdem auch, wenn er gut ist.

00:03:53: Zum Thema Linien überschreiten, gibt es irgendwelche Begriffe oder Sager oder Sätze, die du gehört hast, die dir gesagt wurden, wo du sagst, das geht gar nicht für mich, die sind ja ungut aufgefallen.

00:04:07: Also diese klassischen Männer-Sachen sind definitiv nicht gekommen.

00:04:18: Zu der Indiana kennt kein Schmerz.

00:04:21: Oder welche meinst du?

00:04:22: Also diese Anspielerei auf Stand an einem Mann und so weiter.

00:04:28: Also das hat sie, das hat nie irgendwie in meiner Gegenwart gesagt oder weiß ich nicht, ob sie das doch haben,

00:04:36: keine Ahnung.

00:04:37: Wie hättest du darauf entgegnet, wenn das jemand gesagt hätte?

00:04:41: Ich glaube, ich war ziemlich sarkastisch schon.

00:04:44: Also ich hätte wahrscheinlich dann nirgends sowas gesagt, wenn es dein Erektion das einzige ist, worüber du dich definierst, dann bist du in einem Messer auch so irgendwas in der Art.

00:04:53: Aber da jetzt mit mir sind wirklich Treffen, was da immer gekommen war.

00:04:56: Aber dann ich würde so darauf reagieren.

00:04:59: Wird wahrscheinlich die andere Person dann auch treffen?

00:05:01: Na schau mal, die würde vielleicht was denken dabei.

00:05:04: Wenn man mal nicht sowas sagt, dann muss ich damit rechnen, dass ich was auslöse.

00:05:09: dann muss ich auch etwas einstecken können.

00:05:11: Aber ich habe das nie erlebt.

00:05:12: Das ist jetzt rein.

00:05:13: Das ist ja theoretisches Konstrukt.

00:05:16: Du gehst ja recht offen und auch, wie wir jetzt hören, Humor voll mit dem Thema um.

00:05:23: War das auch schon vor der Diagnose

00:05:25: so?

00:05:25: Ja, also dann, wie es dann festgestanden ist, dass ich operieren gehe, da hat es dann schon irgendwann einmal den Breakdown gegeben, wo ich in der Kugel gestanden bin und einfach zum Plänen angefangen habe.

00:05:36: Ein Angst da ist, ich kann die halt verdammt gut überspielen, nach mir selber gegenüber.

00:05:43: Und ich habe so ein bisschen die Lebenseinstellung meiner Mutter geerbt.

00:05:49: Uns gar nix klageln.

00:05:52: Meine Mutter ist ein Dreierdreisgerbauer, die hat das Teenager in Krieg erlebt.

00:05:57: Dann hat sie einen relativ kurzen Abstand im Achtzigerjahr.

00:06:00: Mein Vater ist Achtzig verstorben, zwei Jahre später sehr jung, mein älterer Bruder.

00:06:06: Die hat sich von nichts untergekriegen lassen und selber hat sie in dem selben Alter, wie ich war.

00:06:10: Also es war irgendwo in der zweiten Hälfte Fünftiger.

00:06:15: Dann gab es Operationen, wo es auch, das weiß man nicht, wie es weitergeht.

00:06:20: Sie hat freulich ihren Einziger gefeiert, letzten Dezember.

00:06:24: Ich grade noch der Mutter, alle grade noch der Mutter, dann werde ich das auch so machen wie sie.

00:06:30: Das hat mir schon geholfen.

00:06:31: Ich hab das Genmaterial gehabt.

00:06:33: Und einfach auch diese Einstellung belostet es selber nicht so viel damit.

00:06:39: Ich hab noch wirklich das Glück gehabt, dass da sehr abgegrenzt war, der Histopepfand in Ordnung war, dass mir körperlich ... Schlechter gegangen ist nach der Operation, als ich erwartet hätte, weil ich mir gesagt habe, das ist so, außer damit.

00:06:52: Und dann geht es schon.

00:06:54: Es hat dann durch die Regeln, weil ich es zehn Jahre länger gedauert habe, dass ich das mir vorgestellt habe.

00:06:58: Aber im Großen und Ganzen, ich habe keine Nachbehandlungen gehabt, ich habe keine Bestrahlung, ich habe keine Chemo.

00:07:04: Aber

00:07:05: ich

00:07:06: habe gegen ihn umgeklappt.

00:07:09: Und ich glaube, das ist sicher für, wie man grundsätzlich von der Psyche eingestellt ist.

00:07:15: Also für mich hat es nie, egal worum es geht, das gibt es nicht, kein Vorwärtsschauen.

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00:07:42: Ein sehr hoffnungsvoller Zugang.

00:07:44: Es hat für Martin keinen Sinn, nicht nach vorne zu blicken.

00:07:48: Das ist schön.

00:07:50: Das mit der Reaktion von Martin auf negative Kommentare finde ich besonders interessant.

00:07:55: Ich frage dazu auch meinen nächsten Gast Stefan.

00:07:58: Er hatte Hodenkrebs.

00:08:00: Du hast von der Zuwendung und vom Rückhalt und vom Zuspruch auch das Umfeld gesprochen.

00:08:04: War das nur durchwegs positiv oder gab es da auch irgendwelche negativen Kommentare?

00:08:12: Ich kann mir tatsächlich an keine negativen Kommentare erinnern.

00:08:18: Wir haben auch schnell ganz ... Es hat eher so witzige Kommentare gegeben, aber die haben gewusst, dass ich das nehmen kann.

00:08:26: Weiß nicht, in der SMS kann ich mir erinnern, dass er hohenlose Frechheit hat.

00:08:33: Aber also alle meine Freunde und Freundinnen haben mich da bestärkt.

00:08:38: Vielleicht hat's die eine oder den anderen gegeben, die vielleicht ... nicht so gut gewusst hat, wie sie damit umgehen soll.

00:08:44: Aber das war nie irgendwie wirklich unangenehmer.

00:08:46: Ist auch total verständlich.

00:08:48: Man hat ja nicht jeden Tag jemanden im engeren Umfeld, der irgendwie ein Krebs erkrankt ist.

00:08:52: Und da weiß man, die haben ja auch irgendwie austesten müssen, okay, wie geht's mir, was vertrage ich.

00:08:57: Kann man jetzt eben Witze machen und so weiter und so fort.

00:09:01: Aber also auch die Eltern waren sehr unterstützend.

00:09:06: Ich kann mir da tatsächlich überhaupt nicht erinnern an negative Kommentare.

00:09:11: Wie hast du dann solche Situationen aufgelockert, wenn dein Umfeld unsicher war?

00:09:16: Meistens mit Humor.

00:09:17: Also, wie gesagt ... Oder einfach ... Ich hab ihnen zu verstehen gegeben im Gespräch, dass ich eh ... Man muss jetzt nicht mich mit Samtanschuhen anfassen.

00:09:31: Ich bin immer noch ... Ich bin jetzt existenziell völlig verunsichert.

00:09:37: Natürlich hab ich meine Themen gehabt und, wie ich schon ausgeführt hab, Aber man kann ganz normal mit mir reden und ich bin immer noch der Stefan.

00:09:47: Einerseits direkt vielleicht manchmal angesprochen, hey, passt das alles?

00:09:52: Du brauchst jetzt nicht besonders vorsichtig sein.

00:09:55: Aber meistens waren nicht immer das notwendig, sondern

00:09:59: eben

00:09:59: einfach durch die Art, wie man miteinander spricht, signalisieren, mache einfach so, wie wir immer miteinander waren, das passt voll und kannst auch Witze machen.

00:10:12: Auch Stefan versucht also schwierige, holprige, vielleicht sogar angespannte Situationen in Gesprächen über Krebs mit einem Humor vollen Umgang abzufedern und so vielleicht sogar zu entspannen.

00:10:27: Mein nächster Gesprächspartner Michael.

00:10:30: Er hatte Prosta der Krebs und er ist sogar überzeugt, Humor macht vieles leichter.

00:10:36: Du bist ein sehr positiver Mensch.

00:10:38: Wie stellst du zu Humor?

00:10:39: Ja, der ist wichtig.

00:10:41: Also Humor ist wichtig.

00:10:42: Auch

00:10:42: in Bezug auf die Krebserkrankung?

00:10:43: Ja,

00:10:43: auch in Bezug auf die Krebserkrankung.

00:10:45: Und da entwickelt man so einen eigenen Humor, dann doch auch einen schwarzen Humor-Design oder anderen Humor, wo andere das nicht nachvollziehen können und sagen, wie redest du jetzt und sagen, ja, es ist halt so.

00:10:59: Punkt.

00:11:00: Also Humor ist wichtig.

00:11:03: Und der ist bei mir ja hoher Stellenwert.

00:11:06: Also das hat unsere Mutter uns das irgendwie so mitgegeben.

00:11:11: Also das Leben halt einfach mal wieder mit Lachen zu erhellen und da irgendwo was zu finden, was immer wieder lustig ist.

00:11:23: Also Humor ist wichtig.

00:11:25: Was macht der Humor dann mit dir im Endeffekt?

00:11:29: Er macht es leichter.

00:11:31: Er macht es einfach leichter.

00:11:33: Und der Humor macht einfach... in verschiedenen Lebenssituationen.

00:11:37: Wenn man da über sich selbst auch lachen kann und sagt, was war denn da wieder für Tepp?

00:11:42: Also diese Dinge, ja, das macht es einfach leichter.

00:11:46: Michael erlebt diesen leichteren Umgang sogar beim Beckenboden-Training.

00:11:51: Ich habe doch das eine oder andere lustige Erlebnis dabei gehabt, weil es ist ja so, ja, bei Frauen nach Geburt ist das ganz... Gange und gebe, dass ich Beckenpottentraining machen muss.

00:12:01: Also ich hab mir eben danach meine Frau gesagt, ich seh nix, nix.

00:12:04: Also ich hab als Mann kein Beckenpottentraining bis zu diesem Zeitpunkt gemacht.

00:12:08: Und es waren dann auch lustige Geschichten.

00:12:11: im Sommer, haben wir dann halt einmal im Garten Beckenpottentraining gemacht.

00:12:14: Und es war echt lustig auch, also diesen Humor dabei nicht zu verlieren.

00:12:20: Also das ist schon irgendwie so ein Lebenselixier, dass der Humor und der positive Zugang dann Ja, da trotz all dieser Thematiken halt nicht so kurz gekommen ist.

00:12:31: Und die Nachbarn, wenn sie nicht geschaut haben, was machen könnte?

00:12:35: Nein, ich habe sie einer so gut gesucht.

00:12:36: Wir verstehen uns recht gut.

00:12:39: Also, es passt recht gut.

00:12:41: Okay,

00:12:42: vorhin hast du auch gesagt, dass du das Thema Deuschow flachgehalten hast?

00:12:46: Ja,

00:12:46: Nachbarn sind im Freundeskreis.

00:12:48: Also, das ist, wir haben ein Haus mit Familienanschluss, so gehe ich mir dazu.

00:12:53: Also, wir sind da sehr ... Eng verbunden.

00:12:56: Und das ist im, sind eben sehr gute Freunde von uns.

00:12:59: Das heißt, er wird auch über Krankheiten gesprochen?

00:13:00: Genau.

00:13:01: Er wird auch über Krankheiten gesprochen.

00:13:02: Für super.

00:13:03: Mit dem Reden über Krankheiten kennt sich mein nächster Gast sehr gut aus.

00:13:08: Karsten.

00:13:10: Er ist Cancer-Survivor, also Krebs Langzeit-Überlebender.

00:13:14: Er hatte vor vierzehn Jahren Knochenkrebs.

00:13:17: Damals war er Anfang zwanzig.

00:13:19: Später sind dann auch noch Lungenmetastasen dazugekommen.

00:13:22: Auch die wurden behandelt und mittlerweile ist er seit zwei Jahren krebsfrei.

00:13:28: Heute ist er Psycho-Onkologe und begleitet andere Krebspatienten im Zentrum für Strahlentherapie in Freiburg.

00:13:35: Als Folge der Krebstherapie ist bei ihm ein Arm etwas kürzer.

00:13:39: Er bezeichnet ihn selbst als T-Rexarm, der Fleischfresser-Dinosaurier mit den kurzen Ärmchen.

00:13:46: Ich habe Karsten vor zwei Wochen auf einer Psycho-Onkologie-Tagung in Würzburg getroffen, daher die Hintergrundgeräusche, die du gleich hören wirst.

00:13:55: Über seinen humoristischen Umgang mit Krebs sagt er Folgendes.

00:14:00: Ich glaube, die ersten Jahre meiner Krebserkrankung, die wollte ich so einfach für mich und mein soziales Umfeld machen.

00:14:06: Ich habe diese Schwere nicht ertragen.

00:14:09: Mit oder Anfang zwanzig zu sein, Krebs zu haben, das ist weder für mich leicht, noch für das Umfeld.

00:14:14: Und ich habe das nicht ausgehalten.

00:14:16: Oh, du Armer.

00:14:17: Oh mein Gott.

00:14:18: Nee, hören wir auch mit, oh mein Gott, sondern easy.

00:14:20: Und dann habe ich natürlich ganz schnell schon, ach, schaffe ich alles auf die leichte Schulter.

00:14:23: Das war meine Strategie damals und die hat für eine Zeit super funktioniert.

00:14:27: Und da war Humor Kompensation.

00:14:29: Also ich versuchte es dadurch, die Schwere wegzudrücken.

00:14:33: Heutzutage habe ich gemerkt, das ist ein fantastisches Werkzeug, um dorthin zu gucken, wo es wehtut.

00:14:38: Und ich hab auch beim Vortrag gesagt, Humor nimmt nicht die Ernsthaftigkeit, sondern die Schwere.

00:14:43: Und wenn diese schwere Tür, ich arbeite in der Strahlentherapie, diese Betonktür hat vierzehn Tonnen.

00:14:48: Und wenn wir die mal als Schwere wegschieben, dann ist dahinter in den Raum, den wir begehen können, gemeinsam umzugucken, was steckt hinter dieser Schwere.

00:14:56: Und diese Tür wegschieben, das kann der Humor, glaub ich, schaffen.

00:14:58: Und es geht nicht nur um Spaß, es geht um Humor, das ist tiefer als Spaß.

00:15:02: Ich hab's bekannt, dass jeder,

00:15:06: ich würde behaupten, Wir haben den riesigen Blumenstrauß an Ressourcen und Werkzeugen.

00:15:11: Manche bedienen sich an der Tulpe, manche bedienen sich an der Rosung.

00:15:14: Für manche ist das Werkzeughumor nicht der Fall, sondern für manche ist es trauer, für manche ist es Familie, für manche ist es Spiritualität.

00:15:22: Und manche nimmt sich halt ein bisschen von allem so raus.

00:15:24: Und das ist doch völlig okay.

00:15:25: Und für mich als Psycho-Onkologe geht es darum, da reinzugehen in diesen Raum der Patientinnen und zu schauen, welche Ressourcen sind da.

00:15:32: Und manchmal und oft ist es Humor mitunter natürlich nie alleine.

00:15:36: Ressourcen sind also vielfältig und von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

00:15:42: Aber es gibt offenbar Tendenzen.

00:15:44: Humor könnte offenbar nützlich sein, um Anspannung zu lösen, um wieder Leichtigkeit zu spüren oder einfach um nur für einen Moment aus der Rolle als Patient herauszuterreten und sich wieder als Mensch zu fühlen.

00:15:59: Von solch einem vermenschlichen der Rolle erzählt auch mein nächster Gast, nur mit einer sehr interessanten Wendung, Wait for it.

00:16:08: Er ist Arzt aus der Schweiz, auch ihn habe ich auf der Psycho-Onkologie Tagung in Würzburg getroffen und er stellt sich gleich selbst vor.

00:16:15: Mein Name ist Fritz Schiefel, ich bin Leiter des psychomatischen Dienstes

00:16:20: am

00:16:20: Universitätsspital Losan und eine der Dinge, die wir fördern oder die wir machen,

00:16:26: das ist eine

00:16:28: Eine

00:16:28: Penbank,

00:16:29: das heißt eine Professional Experienced Narrative Banks, das heißt, es ist nicht wie eine Biobank, wo man Material, biologisches Material einsetzt, sondern es sind Geschichten, die erst erzählen.

00:16:40: Und das speichern wir und mit dem arbeiten

00:16:44: wir.

00:16:44: Und

00:16:44: in diesen Geschichten ist es effektiv so, dass viele Ärzte sich eigentlich beschreiben, dass nicht diese heroischen Erstebilder, diese Rettertypen oder diese ganz großen Humanisten, sondern eher als verlässliche Menschen, die sich sehr, ja, auch affektiert sind, die sehr betroffen sind, was den Patienten passiert, auch an sich selbst zweifeln und zum Teil auch selbst ironisch sich darstellen.

00:17:14: Also, dass sie sich Zum Teil auch ein bisschen als Losertypen sehen, die auch ein bisschen als humoristisch beschreiben, weil sie in vielen Situationen einfach manchmal überfordert sind.

00:17:24: Und das ist die Klinik.

00:17:26: Medizin kann man nicht machen, man kann nicht alles kontrollieren, es gibt Fehler, es gibt Dinge, die nicht so geschehen wie man will, es gibt Unvorherseilbares, es gibt sehr viele klinische Situationen, wo man einfach basteln muss, weil man nicht weiß, was man macht.

00:17:42: Und das wird zum Teil mit sehr viel Humor auch übertragen.

00:17:46: Wie kann ich mir das vorstellen, dass Ihre Ärzte, die die Nachrichten einsenden, dann darüber damit umgehen versuchen?

00:17:54: Also ich denke, dass Stärke kann auch sein, seine Schwächen einzugestehen, seine Grenzen zu sehen und Hilfe zu holen, wenn man Hilfe nötig hat.

00:18:04: Und das Bild des Arztes, der alles wissen muss, das ist auch ein Bild, das sehr gefördert wird durch die ganze Sozialisierung der Ärzte.

00:18:12: Also die ganzen Examinär vom ersten Moment an muss man bestehen, man muss immer irgendwelche Fragen beantworten können im Studium, um überhaupt als Arzt sein zu erreichen.

00:18:25: Und ich denke, dieses Bild zu dekonstruieren heißt nicht, dass man schwach wird.

00:18:30: Im Gegenteil, also wir sind ja alle Menschen und die sind fehlfahrer.

00:18:34: und ein bisschen ein realistisches Arschspiel zu haben, ich glaube nicht, dass das dem Patienten verunsichern würde.

00:18:41: Also auch Ärzte, die zugestehen können, das weiß ich jetzt nicht, das kann ich jetzt nicht, aber ich werde mich erkundigen, das sind im Prinzip sehr viele realere Bilder, die eigentlich sehr viel Vertrauen auch auslösen können.

00:18:52: Passend dazu, wie Ärzte mit Krebs umgehen, hier, was mir Jürgen erzählt hat.

00:18:58: Er hatte Prostaturkrebs und berichtet von einem Gespräch mit seinem Hausarzt, der zugleich sein Vertrauensarzt ist.

00:19:05: Er ist halt ein

00:19:06: bisschen rustikal mit seinen Ausdrücken.

00:19:10: Wenn du dir dann das Morphium selbst einstellen kannst, dann weißt du, dass es nicht mehr lange

00:19:18: geht.

00:19:18: So

00:19:19: geht das

00:19:21: Ding, das ist irgendwie lustig.

00:19:25: Aber es hat sich noch einen guten Verhältnis an das Herz.

00:19:28: Das ist schon ein sehr schwarzer Humor von Jürgens Arzt.

00:19:32: Aber passt auch irgendwie zum Anfang dieser Folge, als Martin von seinen nicht ganz astreinen Witzen erzählt hat.

00:19:40: Jeder hat ebenso seine eigene Form, humorvoll mit den schweren Dingen des Lebens umzugehen.

00:19:46: Und ich merke, da ist vielleicht vor schnelles Werten oder gar Judgen gar nicht sinnvoll, solange es nicht verletzend wird, wie der zweite Martin es so schön beschrieben hat.

00:19:58: Bevor diese Folge aber zu Ende ist, möchte ich dir noch ein Status Update einspülen, das ich von Christian bekommen habe.

00:20:05: Du erinnerst dich vielleicht an das Gespräch mit ihm, er hatte in seinem Leben bereits drei verschiedene Krebsarten.

00:20:12: Ich verlinke dir die Folge in den Show-Notes.

00:20:14: Anfang September hat er mir eine Sprachnachricht geschickt, wie es ihm denn aktuell geht und was sich seit unserem Gespräch bei ihm getan hat.

00:20:23: Ja, ich habe dann die Reha-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karriere-Karri und Gruppentherapien.

00:20:47: Viele Trainings der Einheiten Nordic-Wagen bekam gute Kondition.

00:20:52: Im Ergometer habe ich dann hundertneinzehntziger Leistung geschafft.

00:20:56: Und die Therapien waren unter anderem Krafttraining, Schwellstrom, Teilmassagen und der Wassertherapie, Beckenbodentraining, Kohlenseure, Bäder, Reflexzonenmassage, Physio, Einzeltherapie, Klangschalen, Meditation.

00:21:16: Ja, und einige Ernährungsfortwege etc.

00:21:22: Ich war dann auch immer vom Unterbissfreitag jeden Tag so eine Stunde bis eineinhalb Stunden in Gruppe Nordigwogen.

00:21:32: Hab meinen Rad mit gehabt, bin dann auch nach sixty-fünf Kilometern mal gefahren.

00:21:36: An einem Tag sehr högerlich.

00:21:41: E-Bike ist sehr zu empfehlen, wenn man das macht.

00:21:43: Ich hatte keines mit.

00:21:45: Ja, und ich mache weiterhin alle drei Monate meine Kontrolle im AKH in der HNO-Ambulanz.

00:21:54: Und dieses Jahr am neunten vierten hatte ich Kontrolle im AKH.

00:22:00: Und am sechzehnten vierten eine Sonografie der Schilddrüse, die wurde mir empfohlen, weil die im Brück befunden die Schilddrüsenwerte etwas erhöht worden.

00:22:12: Hatte dann am XXV.

00:22:15: der Schilddröse Sintigraphie, die wurde mir empfohlen, und zwar in der nuklear medizinischen Abteilung im AKH.

00:22:26: Ja,

00:22:27: und

00:22:27: das wurde aber nichts Auffälliges gefunden als unauffällig.

00:22:31: Große Towns hat man wieder Betalons gemacht.

00:22:35: XXVVI.

00:22:36: war dann in der HNO-Kontrolle wieder.

00:22:39: Und da war auch alles unauffällig.

00:22:42: Kein Hinweis auf Rezidiv.

00:22:46: Ja, und die letzte Kontrolle, die ich zum vierten Ochten gehabt habe, das war auch sehr zufriedenstellend.

00:22:53: Und

00:22:53: fünfteneinten jetzt, vor kurzem noch, die Endoskopie, da war alles unauffällig.

00:22:59: Ja,

00:23:00: und so mache ich weiterhin meine Kontrollen, meine Früherkennungen und hoffe, dass ich gesund bleiben.

00:23:09: Mir geht's gut, nach wie vor.

00:23:11: Und... Ich hoffe, dass das so bleibt.

00:23:15: Das ist alles für mich sehr, sehr zufriedenstellend.

00:23:21: Das freut mich auch sehr und damit schließe ich diese sehr diverse Folge über die manchmal polarisierende Bewältigungstrategie Humor im Umgang mit Krebs.

00:23:32: Schreibe mir, was du dir mitnimmst aus dieser Folge.

00:23:36: Entweder als Kommentar auf Social Media, Spotify oder Prodigy oder schreibe mir gerne auch ein E-Mail an podcastatalexandergreiner.com.

00:23:46: Wenn dir diese Folge über den Humor gefallen hat, du vielleicht sogar an der einen oder anderen Stelle lachen konntest oder dich sogar an lustige Stationen während deiner eigenen Krebserfahrung erinnert hast, gib dem Podcast bitte fünf Sterne in der App, in der du ihn gerade hörst

00:24:04: und

00:24:04: abonniere ihn natürlich.

00:24:06: Das hilft andere Menschen, ihn besser zu finden.

00:24:09: Bis bald!

00:24:13: Die Inhalte dieses Podcasts ersetzen keine ärztliche Beratung oder Behandlung.

00:24:18: Sie geben persönliche Erfahrungen von Betroffenen wieder und sollen zum Nachdenkenanregen Orientierung bieten und Gespräche ermöglichen.

00:24:24: Kläre gesundheitliche Fragen immer mit deinem ärztlichen Team.

Kommentare (2)

Alexander Greiner

Hallo Arnold, herzlichen Dank für deine wundervollen Worte. Sie stimmen mich froh. Ich hoffe du hast die OP gut überstanden und bist auf dem Weg zur Besserung! Alles Liebe und Gute! Alexander

Arnold Haas

Danke! ich gehe nun mit leichteren Gewissen am Donnerstag zu den Barmherzigen Schwestern ins Spital um meinen Prostatakrebs operativ zu behandeln. Liebe Grüße, Arnold

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